Wie geht es weiter mit uns?

Es ist extrem schwer, die Zustände der letzten Wochen in der Ukraine in Worte zu fassen. Zuallererst wünsche ich den Menschen aus und in der Ukraine, dass sie standhaft und vor allem am Leben bleiben. Dass sie nicht unter dem immensen Leid, das sie durchmachen müssen, einbrechen. Dass sie die Hoffnung nicht verlieren, ihre geliebte Heimat nicht zu verlieren. Mein Mitgefühl geht an alle Überlebende und Geflüchtete, die diesen Horror ertragen.

 

Es macht mich traurig, zu sehen, dass sich die Menschheit in der heutigen Zeit der Aufklärung dermaßen bekriegt. Und das entweder wegen (falsch verstandener) Religion oder wegen der Gier nach Macht einzelner Despoten und Diktatoren, die unaufhaltsam und ohne Gewissen ihre Ziele verfolgen.

 

Mich berühren die Unterstützung und der Zusammenhalt und mir kommen die Tränen, wenn ehrenamtliche Helfer und vor allem Russischstämmige den traumatisierten Geflüchteten bei der Ankunft in einem fremden Land und Integration helfen und beweisen, wie Menschlichkeit gelebt wird ohne politische Schranken im Kopf.

 

Nachdem ich lange Zeit paralysiert von den schrecklichen Ereignissen war, schreibe ich hier meine Meinung zu der Zeit, als es noch kein Embargo der EU auf russisches Gas, Öl oder Kohle gibt, dies wohl aber diskutiert wird. Zu der Zeit, als hier in Deutschland immer wieder abgewogen wird, ob unsere Wirtschaft eine sofortige Einfuhr der Energien aus Russland verkraften würde. Stimmen von Ökonomen mehren sich, dass es machbar und verkraftbar wäre, Einbußen sich in Grenzen hielten. Ich finde es zwar richtig, dass abgewogen wird und nicht voreilige Schlüsse gezogen werden. Aber die Menschen im Kriegsgebiet haben diese Zeit nicht. Und ich als Deutscher schäme mich dafür, dass unsere Bundesregierung immer – wie schon beim teilweise Einfrieren des Swift-Abkommens als Bremser bei den unterstützenden Maßnahmen für die Ukraine fungiert. Eine „Zeitenwende“ sieht anders aus. Natürlich hat unsere jetzige Regierung mit den eklatanten Versäumnissen und Fehlern ihrer Vorgänger zu kämpfen und natürlich verstehe ich, dass sie eine Verpflichtung gegenüber ihren deutschen Staatsbürgern hat. Natürlich wird es zu großen Einschnitten kommen, wenn wir uns jetzt von der Abhängigkeit zu Russland lösen. Die Wirtschaft wird darunter leiden, Arbeitsplätze werden verloren gehen. Aber hey, es herrscht verdammt nochmal Krieg in Europa! Ich wünschte mir, „die Politik“ würde sich ehrlich machen: Die Folgen werden mit oder ohne Embargo massiv werden und das umso länger der Krieg andauert. Es wird kein Weiter-So mehr geben. Abgesehen davon, dass es ein Jammern auf hohem Niveau ist, hier die Heizung runterzudrehen und Energie zu sparen, während Einheimische in der Ukraine unter russischem Befehl und Begehen von Kriegsverbrechen abgeschlachtet werden. Hinzu kommt noch der Hohn für alle Ukrainer, wenn die Führer der russischen Föderation dabei von inszenierten Bilder seitens der Ukraine sprechen. Wenn Putin, Lawrow, Peskow und Co. weiter ein Gebilde aus Lügen schaffen und alles abstreiten. Dieser Krieg zeigt uns gerade auf, dass sich etwas ändern muss. Dass die Menschheit sich ändern muss, um auf diesem Planeten fortzubestehen. Das Zeitalter des ewigen Wachstums ist vorbei. Das sollten wir jetzt nach der Corona-Pandemie, der sich entwickelnden Klima-Katastrophe, den schwindenden Ressourcen (vor allem von Nahrung & Trinkwasser) und dem derzeitigen Krieg in der Ukraine langsam kapieren. Es ist zu befürchten, dass sich der Krieg ausweitet – mit noch verheerenderen Auswirkungen. Mir fehlt die Fantasie, wie Russland mit Putin zum Einlenken bewegt werden kann. Und Putin machte in der Vergangenheit keinen Hehl daraus, dass es eine Welt ohne Russland nicht braucht. Uns bleibt die Hoffnung, dass es zu keinem Dritten Weltkrieg kommt.

 

Mal sehen, ob wir noch die Chance bekommen werden, die kurze Geschichte der Menschheit weiterzuschreiben. Die Erde wird sich weiterdrehen. Mit oder ohne uns.